Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied - Автор Неизвестен -- Мифы. Легенды. Эпос. Сказания
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616 Da sprach der edle Gernot: "Die Rosse laßt stehn,
Bis es beginnt zu kühlen, daß wir die Frauen schön
Mit unserm Dank geleiten bis vor den weiten Saal;
Will dann der König reiten, find er euch bereit zumal."
617 Das Kampfspiel war vergangen über all dem Feld:
Da giengen kurzweilen in manches hohe Zelt
Die Ritter zu den Frauen um hoher Lust Gewinn:
Da vertrieben sie die Stunden, bis sie weiter sollten ziehn.
618 Vor des Abends Nahen, als sank der Sonne Licht
Und es begann zu kühlen, ließ man es länger nicht:
Zu der Veste huben Fraun und Ritter sich;
Mit Augen ward geliebkost mancher Schönen minniglich.
619 Von guten Knechten wurden viel Pferde müd geritten
Vor den Hochgemuthen nach des Landes Sitten,
Bis vor dem Saale abstieg der König werth.
Da diente man den Frauen und hob sie nieder vom Pferd.
620 Da wurden auch geschieden die Königinnen reich.
Hin gieng Frau Ute und Kriemhild zugleich
Mit ihrem Ingesinde in ein weites Haus:
Da vernahm man allenthalben der Freude rauschenden
Braus.
621 Man richtete die Stühle: der König wollte gehn
Zu Tisch mit den Gästen. Da sah man bei ihm stehn
Brunhild die schöne, die da die Krone trug
In des Königs Lande: sie erschien wohl reich genug.
622 Da sah man schöne Sitze und gute Tafeln breit
Mit Speisen beladen, so hörten wir Bescheid.
Was sie da haben sollten, wie wenig fehlte dran!
Da sah man bei dem König gar manchen herrlichen
Mann.
623 Des Wirthes Kämmerlinge im Becken goldesroth
Reichten ihnen Wasser. Das wär vergebne Noth,
Sagte wer, man hätte je fleißgern Dienst gethan
Bei eines Fürsten Hochzeit: ich glaubte schwerlich daran.
624 Eh der Vogt am Rheine hier das Wasser nahm,
Zu Gunthern trat da Siegfried, er durft es ohne Scham,
Und mahnt’ ihn seiner Treue, die er ihm gab zu Pfand,
Bevor er Brunhilden daheim gesehn in Isenland.
625 Er sprach zu ihm: "Gedenket, mir schwur eure Hand,
Wenn wir Frau Brunhild brächten in dieß Land,
Ihr gäbt mir eure Schwester: wo blieb nun der Eid?
Ihr wißt, bei eurer Reise war keine Mühe mir leid."
626 Da sprach der Wirth zum Gaste: "Recht,
daß ihr mich mahnt.
Ich will den Eid nicht brechen, den ich schwur
mit Mund und Hand,
Ich helf es euch fügen, so gut es mag geschehn."
Da hieß man Kriemhilden zu Hof vor den König gehn.
627 Mit ihren schönen Maiden kam sie vor den Saal.
Da sprang von einer Stiege Geiselher zu Thal:
"Nun heißt wiederkehren diese Mägdelein:
Meine Schwester soll alleine hier bei dem Könige sein."
628 Hin brachten sie Kriemhilden, wo man den König fand:
Da standen edle Ritter von mancher Fürsten Land.
In dem weiten Saale hieß man sie stille stehn;
Frau Brunhilden sah man eben auch zu Tische gehn.
629 Sie hatte keine Kunde, was da im Werke war.
Da sprach König Dankrats Sohn zu seiner Mannen Schar:
"Helft mir, daß meine Schwester Siegfrieden nimmt
zum Mann."
Sie sprachen einhellig: "Das wäre gar wohl gethan."
630 Da sprach der König Gunther: "Schwester, edle Maid,
Bei deiner Zucht und Güte löse meinen Eid.
Ich schwur dich einem Recken, und nimmst
du ihn zum Mann,
So hast du meinen Willen mit großen Treuen gethan."
631 Die edle Maid versetzte: "Lieber Bruder mein,
Ihr sollt mich nicht flehen, ich will gehorsam sein.
Wie ihr mir gebietet, so soll es sein gethan:
Dem will ich mich verloben, den ihr, Herr,
mir gebt zum Mann."
632 Von lieber Augenweide Ward Siegfrieds Farbe roth:
Zu Diensten sich der Recke Frau Kriemhilden bot.
Man ließ sie mit einander in einem Kreise stehn,
Und frug sie, ob sie wolle diesen Recken ausersehn?
633 Scheu, wie Mädchen pflegen, schämte sie sich ein Theil;
Jedoch war Siegfrieden so günstig Glück und Heil,
Daß sie nicht verschmähen wollte seine Hand.
Auch versprach sich ihr zum Manne der edle Held
von Niederland.
634 Da er sich ihr verlobte und sich ihm die Maid,
Ein gütlich Umfangen war da alsbald bereit
Von Siegfriedens Armen dem schönen Mägdlein zart:
Die edle Königin küsst’ er in der Helden Gegenwart.
635 Sich schied das Gesinde. Als das geschah,
Auf dem Ehrenplatze man Siegfrieden sah,
Mit Kriemhilden sitzen; da dient’ ihm mancher Mann.
Man sah die Nibelungen mit ihm den Sitzen sich nahm.
636 Der König saß zu Tische bei Brunhild der Maid.
Da sah sie Kriemhilden (nichts war ihr je so leid)
Bei Siegfrieden sitzen: zu weinen hub sie an,
Daß ihr manch heiße Thräne über lichte Wangen rann.
637 Da sprach der Wirth des Landes: "Was ist euch,
Fraue mein,
Daß ihr so trüben laßet lichter Augen Schein?
Ihr solltet recht euch freuen: euch ist unterthan
Mein Land und reiche Burgen und mancher waidliche
Mann."
638 "Recht weinen sollt ich eher," sprach die schöne Maid.
"Deiner Schwester
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