Песнь о Нибелунгах / Das Nibelungenlied - Автор Неизвестен -- Мифы. Легенды. Эпос. Сказания
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1246 Man ließ Gemach bescheiden den Gästen allzuhand.
Sie fanden solche Pflege, daß Rüdiger gestand,
Er habe gute Freunde in König Gunthers Lehn.
Gerne dient’ ihm Hagen: ihm war einst Gleiches
geschehn.
1247 So verweilte Rüdiger bis an den dritten Tag.
Der Fürst berief die Räthe, wie er weislich pflag,
Und fragte seine Freunde, ob sie es gut gethan
Däuchte, daß Kriemhild Herrn Etzeln nähme
zum Mann.
1248 Da riethen sie es alle; nur Hagen stands nicht an.
Er sprach zu König Gunther, diesem kühnen Mann:
"Habt ihr kluge Sinne, so seid wohl auf der Hut,
Wenn sie auch folgen wollte, daß ihr doch nimmer
es thut."
1249 "Warum," sprach da Gunther, "ließ’ ich es nicht
ergehn?
Was künftig noch der Königin Liebes mag geschehn,
Will ich ihr gerne gönnen: sie ist die Schwester mein.
Wir müsten selbst drum werben, sollt es ihr zur Ehre
sein."
1250 Da sprach aber Hagen: "Das sprecht ihr unbedacht.
Wenn ihr Etzeln kenntet wie ich und seine Macht,
Und ließt ihr sie ihn minnen, wie ich euch höre sagen,
Das müstet ihr vor Allen mit großem Rechte beklagen."
1251 "Warum?" sprach da Gunther, "leicht vermeid ich das,
Ihm je so nah zu kommen, daß ich durch seinen Haß
Leid zu befahren hätte, würd er auch ihr Mann."
Da sprach wieder Hagen: "Mich dünkt es nimmer
wohlgethan."
1252 Da lud man Gernoten und Geiselhern heran,
Ob die Herren beide däuchte wohlgethan,
Wenn Frau Kriemhild nähme den mächtgen König hehr.
Noch widerrieth es Hagen und auch anders Niemand
mehr.
1253 Da sprach von Burgunden Geiselher der Degen:
"Nun mögt ihr, Freund Hagen, noch der Treue pflegen:
Entschädigt sie des Leides, das ihr ihr habt gethan.
Was ihr noch mag gelingen, das säht ihr billig neidlos an."
1254 "Wohl habt ihr meiner Schwester gefügt so großes Leid,"
Sprach da wieder Geiselher, der Degen allbereit,
"Ihr hättets wohl verschuldet, wäre sie euch gram:
Noch Niemand einer Frauen so viel der Freuden
benahm."
1255 "Daß ich das wohl erkenne, das sei euch frei bekannt.
Und soll sie Etzeln nehmen und kommt sie in sein Land,
Wie sie es fügen möge, viel Leid thut sie uns an.
Wohl kommt in ihre Dienste da mancher waidliche
Mann."
1256 Dawider sprach zu Hagen der kühne Gernot:
"Es mag dabei verbleiben bis an Beider Tod,
Daß wir niemals kommen in König Etzels Land.
Laßt uns ihr Treue leisten: zu Ehren wird
uns das gewandt."
1257 Da sprach Hagen wieder: "Das laß ich mir Niemand
sagen;
Und soll die edle Kriemhild Helkens Krone tragen,
Viel Leid wird sie uns schaffen, wo sie’s nur fügen kann:
Ihr sollt es bleiben laßen, das ständ euch Recken beßer an."
1258 Im Zorn sprach da Geiselher, der schönen Ute Kind:
"Wir wollen doch nicht alle meineidig sein gesinnt.
Was ihr geschieht zu Ehren, laßt uns froh drum sein.
Was ihr auch redet, Hagen, ich dien ihr nach der Treue
mein."
1259 Als das Hagen hörte, da trübte sich sein Muth.
Geiselher und Gernot, die stolzen Ritter gut,
Und Gunther der reiche vereinten endlich sich,
Wenn es Kriemhild wünsche, sie wolltens dulden
williglich.
1260 Da sprach Markgraf Gere: "So geh ich ihr zu sagen,
Daß sie den König Etzel sich laße wohlhagen.
Dem ist so mancher Recke mit Furchten unterthan,
Er mag ihr wohl vergüten, was sie je Leides gewann."
1261 Hin gieng der schnelle Degen, wo er Kriemhilden sah.
Sie empfieng ihn gütlich; wie balde sprach er da:
"Ihr mögt mich gern begrüßen und geben Botenbrot,
Es will das Glück euch scheiden nun von all eurer Noth.
1262 "Es hat um eure Minne, Frau, hiehergesandt
Der Allerbesten einer, der je ein Königsland
Gewann mit vollen Ehren und Krone durfte tragen:
Es werben edle Ritter: das läßt euch euer Bruder sagen."
1263 Da sprach die Jammerreiche: "Verbiete doch euch Gott
Und allen meinen Freunden, daß sie keinen Spott
Mit mir Armen treiben: was sollt ich einem Mann,
Der je Herzensliebe von gutem Weibe gewann?"
1264 Sie widersprach es heftig. Da traten zu ihr her
Gernot ihr Bruder und der junge Geiselher.
Sie baten sie in Minne zu trösten ihren Mut.
Und nehme sie den König, es gerath ihr wahrlich gut.
1265 Bereden mochte Niemand doch die Königin
Noch einen Mann zu minnen auf Erden fürderhin.
Da baten sie die Degen: "So laßt es doch geschehn,
Wenn ihr denn nicht anders wollt, daß euch der Bote
möge sehn."
1266 "Das will ich nicht versagen," sprach die Fraue hehr.
Ich empfange gerne den guten Rüdiger
Ob seiner höfschen Sitte: wär er nicht hergesandt,
Jedem andern Boten, dem blieb’ ich immer unbekannt."
1267 Sie sprach: "So schickt den Degen morgen früh heran
Zu meiner Kemenate. Ich bescheid ihn dann:
Wes ich mich berathen, will ich ihm selber sagen."
So war ihr jetzt erneuert das große Weinen und Klagen.
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