Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский
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Den 23. Augusti war die 5te Zusammenkunfft. Die Russ. wolten auff die pol. letzt eingegebene Antwort ihre Wiederantwort thun. Weilen aber die Polen von einer andern Materie zu reden anfingen, blieb es nach, da dann die Pol. von den Russ. begehrten, einige Remedia und Mittel zu vernehmen, welche capable seyn könten, Smolensk und den Sewerischen Kreiß auff russischer Seit zu behalten und auch die Cron Polen dergestalt zu contentiren, daß sie ohne Despect mit Ruhm selbige Örter denen Russen cediren und abtreten möchte. Die russ. Commissarien gebrauchten die vorige Ration, declarirend, daß es Ihro Czar. Maytt. vor ihren von der Cron Polen angethanen Schimpff und gehabte Unkosten, die sie an itzigen Kriege vorwendet, zukähme, wie es ihnen den Gott der Allerhöchste schon in Händen gegeben und zu besitzen verliehen hätte. Die Pol. gaben zu verstehen, daß es ihnen nicht wenig wundere, wie es mit denen russ. Commissariis so gar schlecht und ihrer Vollmacht beschaffen wäre, indem sie das jenige nicht in Commissis hätten, was vor 3 Jahren nur einen gemeinen Abgesandten, dem Stolnik Afonasey Iwanowitz Nesteroff, anvertrauet gewesen, der auff dem letzten Reichstag (174v) in Warschau im Nahmen Ihro Czar. Maytt., nur Smolensk und etzliche wenige Städte begehrend, vor selbige der Republique eine grosse Summa Geldes gebothen hätte, welches auch vorm Jahr der Großgesandte Hoffrath Afonasey Ardin-Nasczokyn zu Reüsch-Lemberg, da er 4 Millionen gebothen, bestetiget hätte. Diesem zufolge begehrten sie von Ihro Czar. Maytt. Groß- und Gewolmächtigten Commissariis (welches alle vornehme Reichsstände waren) zu vernehmen, auff was Condition sie Smolensk und den Sewerischen Kreyß von der Cron Polen begehrten, damit auch die Cron und gantze Republique, auch Ihro Königliche Maytt., ihr gnädigster König und Herr, bey Respect und ohne Schaden verbleiben könte, denn diese Condition müste nothwendig auff itzigen vorstehenden Reichstag allen Ständen der Republique proponiret werden, damit selbige delibiriren und zu selbigen Mittel (im Fall möglich) sich bequämen möchten, daß Ihro Czar. Maytt. und das Russische Reich in dero Praetensionen befriediget seyn, auch sie ohne Schaden bey gebührlichem Respect verbleiben könten. Die russ. Commissarien fragten, ob die Pol. anitzo schrifftlich declariren und bezeügen wolten, daß die gantze Republique der Cron Polen und des Großfürstenthums Litthauen auff künftigen Reichstag gäntzlich die Örter, welche sie praetendirten, abzutreten bewilligen würde. Wenn das geschehen, so wolten (175r) sie die Conditionen von ihrer Seiten eröffnen und biß an den zukünftigen Reichstag etzliche occupirte Örter in Hoffnung des Friedens abtreten. Im Fall aber nicht, so konten nicht allein einige Condition specificiret, sondern auch kein einiger Platz der occupirten Örter abgetreten werden. Endlich ward dieser Punct beyden Theilen ferner zu deliberiren biß künftiger Zusammenkunfft vorbehalten.
Den 24. Augusti war die gantze Beschaffenheit und der Verlauff der gestrigen Conferentz Ihro Czar. Maytt. durch den Zyletz Wasiley Puschtzin, der expresse deswegen nach Moskow abgefertiget ward, Kund gethan und umb Ordre angehalten, was in der Sache ferner vorgenommen werden solte, nachdem mahl sie befehliget wären, mit den Pol. gantz unverrichter Sachen nicht voneinander zu scheiden. Nunmehr aber wolten die Pol. nicht ferner warthen und begehrten auf ihre vielfältige Proposition richtige Antwort, nachdem sie nacher Warschau auff den angesetzten Reichstag zu erscheinen Ordre hätten und zu keiner einigen andern, den der Condition (nur die Cedirung der Smolenskischen und Sewerischen Örter bis des Reichstag Consulto aufzuschieben, die andere occupirte Örter aber alle ex nunc zu praetendiren) sich begeben wolten.
Den 27. Augusti war die 6te Zusammenkunfft. Die Pol. begehrten, endliche Resolution zu vernehmen, (175v) durch welche Mittel die Russ. Smolensk und die Severische Örter zu behalten gesonnen wären, und weilen von russischer Seiten geantwortet ward, durch Condition, wie ihnen in den 3en auffgegebenen Puncten declariret wäre, wolten sie ferner zu keiner Sache schreiten, sondern huben an, zu protestiren wieder die grosse und unchristliche Unbilligkeit, durch welche die Russen die Cron Polen zu einem so unrechten Frieden zwingen wolten. Weilen aber die russ. Commissarien keine Ordre von Ihro Czar. Maytt. hatten, in diesem Punct Resolution zu geben, auch ihnen hoch verbothen war, die Commission nicht zu trennen ohne einige Hoffnung des Friedens, wusten sie nicht, was anzugreiffen war. Die Pol. declarirten, auffs höchste noch 4 oder 5 Tage zu warten, maßen ihnen nach dem angesetzten Reichstage zu verreisen, auch numehro, weilen auff russischer Seiten keine einige billige Mittel nicht gelten wolten, ihnen oblege, die Republique zu warnen, daß sie ihr Land und Leüthe zu defendiren bedacht seyn möchten. Endlich nach langem Cunctiren ward die fernere Zusammenkunfft beyder Theile bis den 30. Augusti auffgeschoben.
Den 30. Augusti schikten die russ. Commiss. an die Pol. statt der bewilligten Zusammenkunfft den Streptzey Kirilo Puschtzin und Piotr Dolgow mit einer langen Schrifft an die Pol. nach Dwiero(176r)witz, ihnen ihre Practiquen und mannichfaltigen Betrug, mit welchen sie umbzugehen gewohnt wären, exprobrirend, ja daß sie keine einige zum Frieden dienliche, ob ihnen gleich drey gar billige Puncta auffgegeben, annehmen wolten und also selbst Ursach wären des schreklichen Bluttvergiessens, welches anitzo ihre Länder und Leüthe betreffen thäte. Auch ward ihnen vorgeworffen, daß sie sich zwar Christen nennten, jedoch ohne einige Ursach nur aus leichtfertiger Begierde wahrer Christen Blutt zu vergiessen (anitzo, da der Erbfeind, der Türk, mit gantzer Macht an die Christenheit setzte) mit den crimmischen Tartern, auch Erbfeinden der Christenheit, Verbündnüs pflegten und selbige wieder einen christlichen Potentaten, der Fried und Einigkeit suchte und Christen Blutt zu vergiessen nicht geneigt wäre, feindlich anführten, dem Erbfeinde seine Macht zu stärken und der Christen Arm zu unterdrüken, demnach sie sich gantz von allen Christen abgesondert hätten, welches dann alles Ihro Czar. Maytt. allen christlichen Potentaten Kund zu thun und ihre der Pol. unbillige und unchristliche Proceduren der gantzen Welt zu manifestiren (im Fall sie sich zu keinen der dreyen auffgegebenen Puncten erklähren würden) müste gezwungen seyn, declarirten demzufolge, nicht ehe mit ihnen zusammenzukommen, biß sie auf diese (176v) ihre Schrifft eine Antwort und Contraschrifft erhalten hätten. Dieses aber ward von russischer Seite deswegen also practiciret, daß beyder Commissarien Zusammenkunfft noch etzliche Tage möchte anstehen, damit unterdessen vielleicht Ordre von Ihro Czar. Maytt. einkommen könte. Unterdessen grassirten die russischen Parteyen unmenschlich und tyrannisirten in Litthauen mit Morden, Brennen und vielfältigen Jammer, und kann mit Wahrheit bezeügen, daß in diesen wenigen Tagen bey 10.000 Weibspersonen und kleine Kinder von der Armee, die unter Dubrowna stund, nach Moskow in ewige Sklaffschafft weggeführet sind, der Bauersmann aber muste über die Säbel springen und unschuldiger Weise ohne einige Gnade sein Leben lassen.
Den 1. September überschikten die Pol. ihre Antwort auff der russ. Commiss. ihnen zugesandte Schrifft, welche gar schimpfflich und subtil gestellet war und hielten an, daß man morgen den 2 7br[is] zusammenkommen möchte.
Den 2. September war die 7de Zusammenkunfft. Die Pol. huben mit grossem Eyffer an, wieder die von den Russ. eingeschikte Schrifft zu lamentiren und zu protestiren, fürwendend, daß solche unebene und unbedachtsahme Schrifften keinen Frieden beforderten, sondern nur ferner Blut und Krieg anzustifften capable wären und bezeügten die Russ. mit selbigen (177r) gnugsahm, daß bey ihnen kein Frieden im Sinne, vielmehr ihre Hertzen vom Geitz gantz überwältiget mit lauter Uneinigkeit, Haß und Neid, Thyranney und Bluttvergiessen beschwängert, unter dem Praetext, Fried und Ruhe zu stifften, Ihro Königlichen Maytt., der Republique und gantzer polnischer Nation eine Schimpff und Despect anzufügen suchten, welches gar aus keinem friedliebenden Gedanken herrührete, und da alles ander zu erdulden wäre, könte dieses demnach nicht verschwiegen bleiben, daß sie in ihrer Schrifft ausdrüklich specificiren, wie daß die Polen, sich, der tarterschen Assistentz gebrauchend, von allen Christen abgesondert hätten, da doch selbige von Alters her der gantzen Christenheit Vormauer wieder den Erbfeind mit Ruhm genennet würden, auch seel[igen] Gedächntüs Wladislaus 4. wäre einhellig zum Mediatoren, die gantze
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