📚 Hub Books: Онлайн-чтение книгРазная литератураДневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский

Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский

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Christenheit zu vereinigen und zu vergleichen, erwehlet gewesen, demnach die Russen diese lose Worte nur sich selbst und ihrer Nation (die in Gebräuchen, Sitten und tyranischen Humeur mit den Barbaren viel besser den andern Christilche Nationen übereinstimmeten) zuschreiben möchten. Sie möchten, sagten sie, gar gerne den Theologum sprechen, der sogar unbedachtsahm von dieser Sache judicirte, und die Heilige Schrifft so gar verkehrt ausdeütete, (177v) und sie deswegen von der Christenheit absondert, daß sie den Tarter zur Defension wieder die gebrauchten, so ihnen die ewige Pacta gebrochen, Eyd und versprochen treuen Glauben violiret, aus lauter Geitz und stoltzem Hochmuth geleitet, ihre Verräther und rebellische Unterthanen, die Kosaken, unter ihren Schutz genommen und also ohne einige Ursach wieder ihr Gewißen einen Krieg gegen sie dazumahlen (als ihr Reich mit vielen mächtigen Feinden umbgeben gewesen) angefangen, viele hundert tausend unschuldige Seelen auffgeopfert, alle Länder und Provintzen verwüstet, Städte und Dörffer verderbet, ihre Unterthanen heydnischer Weise weggeführet und zur aberglaubischen Religion und andere Tauffe genothdränget hätten. Ja noch anitzo dasjenige, so mit Unrecht und bosem Gewissen occupiret, sich erstatten sich weigerten, als ob er allein das gantze Catholische Consistorium in seiner verwierten Bergenpfamer sitzen und ihnen mit guttem Fuge den christlichen Nahmen zu rauben und sie von der allgmeinen christlichen Gemeine zu separiren, Macht hätte. Da doch Christus der Herr ausdrüklich den unbarmhertzigen Priester und Levitten, der den nach Jericho hinabgehenden verwundeten und halbtodt liegenden Menschen vorbeygangen, im Evangelio verworffen, den heydnischen Samariter (178r) aber, der die Barmhertzigkeit an ihm gethan, hochgerühmet und ihn des Verwundeten Freünd und Nechsten genennet. Desselbigen gleichen wäre auch ihr gantzes Reich von Raubern und Mördern, das ist vielen ungerechtfertigen Freunden und Tyrannen verwundet, beraubet und ausgeplündert, daß es halb todt liegen blieben. Sie aber, die Russen, so billig den Judischen Priestern, Schrifftgelehrten und auffgeblasenen Phariseern ihrer Gleißnerey und Hochmuths wegen könten verglichen werden, wären nicht allein weit unbarmhertziger, den dieser Priester und Levitte gewesen, so nur verbeygangen und den Verwundten liegen lassen, sondern vielmehr selbst die Mörder, Räuber und Tyrannen mitworden, so das schon verwundete Reich noch ärger, da es von vorigen Wunden verbluttet und gantz schwach darnieder gelegen, verwundet und auffs übelste zugerichtet hätten, daß es gantz verwüstet liegen blieben. Wer ist nur ihr nechster gewesen, und wer hat an dem verwüsteten und halb todten Reiche die Barmhertzigkeit gethan? Ein Heyde, der crimmische Tarter, der alsobald noch in den ersten Jahren dieses Krieges, zu Barmhertzigkeit bewogen, der Cron Polen rebellische Unterthanen und Verräther, die (178v) zaporowischen Kosaken (welche sich unter seinen Schutz begeben hatten) verworffen und, Recht und Billigkeit zu schützen, selbst die Waffen wieder sie ergreiffen hätte, auch bis dato dem abgematteten Reich wieder alle und jede dessen Feinden, Mördern und Räubern treue Assistence und Hülffe leistete, könten demnach sie dieser Assisentz und tarterscher Hülffsleistung wegen keinen einigen Praejuditz und Nachtheil ihres Christenthumbs wegen ertragen. Zudem so stünde ja frey einem armen Soldaten oder Reisenden, einen treüen Hund zu halten, der ihm im Fall der Noth seinen Wagen vor seine treülose Gefehrte, die das übrige Stük Brod daraus zu stehlen und zu rauben bedacht, schützen und bewahren möge etc. Die russ. Commissarien aber getrauten sich in diese theologische Controversie nicht hineinzuwagen, sondern meldeten nur etzliche Worte gar undeütlich aus und wurffen hiemit eine Schrifft auff die Taffel, begehrend, daß die Pol. selbige mit sich in ihre Quartier nehmen und gnüge derselbigen vor diesmahl eine Scheideschrifft stellen laßen solten. Sie antworteten, es dürffte, wen sie ja also (welches Gott im Hohen Himmel zu klagen wäre) voneinander unverrichter Sache scheiden solten, keiner so langen Schrifft, die auff 4, ja 5 Bogen geschrieben wäre, sondern nur etzliche Syllaben, maßen nichts ferners übrig seyn könte, als (179r) nur wegen des Termins und Ortes der künftigen (so Gott will) Commission einen Schluß zu machen, damit aufs höchste eine Hoffnung des Friedens nachzulassen. Jedoch so wolten sie die russische Schrifft verdolmetschen, unterdessen aber nach ihren Stylo die ihrige concipiren und den Russ. zukommen lassen und also am Montag, den 5. September, noch eins zusammenkommen und Abschied nehmen.

Den 4. September übersandten die Pol. ihre verheissene Scheidschrifft durch den Komar den Russ., welche, weilen kein Armistitium auff die 8 Monat bewilliget, auch den Tarter anzuhalten und fernere Alliance wieder Rußland nicht einzugehen ausgeschlossen war und nur wieder eine Commission in den ersten Tagen Juni des künfftigen 1665ten Jahres mit gleicher Bottschafft Leüthen an Ort und Stelle, wo es beyden Theilen guttdünken möchte, angestellet werden solte, lautete, wolte sie zuvor den Russ. nicht zum besten gefallen, dennoch ward sie angenommen mit dem Bescheide, daß sie, wan nichts ferners könte geschlossen und abgehandelt werden, allgutt wäre. Unterdessen so wolten sie noch deswegen selbst mit den Pol. morgen conferiren.

Den 5. September war die 8te Zusammenkunfft. Der pol. gestern überschikte Scheidebrieff ward von den Russ. gantz und gar annuliret und ver(179v)worffen, vorgebend, wie daß sie mit selbigen vor Ihro Czar. Maytt., ihren grossen Herren, nicht bestehen könten, demnach lieber ohne Schrifft voneinander scheiden wolten. Die Pol. declarirten, daß auff eine andere Weise sie keine einige Schrifft geben könten, weilen ohnmöglich ohne Abtretung der vorhin gedachten Städte und Provincien sich ihres Vortheils zur Defension ihres Reiches zu begeben wäre. Doch praetendirten die Russ., daß entweder ein Generalarmistitium auff etzliche Jahre, da sie dan 5 Jahr benannten, und die Städte und Provincen Polotzk und Wittepsk in wärender Zeit den Polen abzutreten declarirten oder daß biß dem 1. Juni künftigen Jahres, ja bis Vollendung des vorstehenden Reichstags in Warschau und drauff folgender Commission, ein Stillstand der Waffen ohne einige der occupirten Örter Cedirung bewilliget werden möchte, welches aber keines die Pol. eingehen wolten, sondern nur ein 8monatlich Armistitium bey Abtretung aller occupirten Örter ohne Smolensk und des Sewerischen Tractes, die bis Consulto des Reichstages vorbehalten seyn solten, bewilligen wolten. Doch wurden annoch die Differentzen bis dem 9. September, da nochmahlen eine Zusammenkunfft sein solte, verschoben, in Hoffnung, ob aus Moskow einiger Courier mit anderm Befehl interim einkommen möchte.

(180r) Den 9. September war gemäß Abrede die 9te Zusammenkunfft. Die Russen hielten nochmahls an, dass bis an den Monat Junio des künfftigen Jahres ein Generalarmistitium möchte eingegangen werden. Die Pol. forderten auch noch alle occupierte Örter auff Smolensk und Sewerischen Kreyß nach, selbige des Reichstags Decision überlassend, doch dergestalt, daß die Russ. declariren möchten, durch welche Mittel sie selbige Örter auff ihre Seite zu behalten resolviret wären, weilen ohne billige Satisfaction von der Materi aufm Reichstage zu deliberiren unmöglich wäre. Die Russ. bothen 3 Million pol. Fl[orin] der Cron Polen aus gutem Affect zum Frieden zu erlegen, offerirten darneben den pol. Commiss. von Ihro Czar. Maytt. wegen vor 1.500 Rhtlr. Zobeln, damit sie die Sache dahin moderiren möchten, daß gnüge denen auffgegebenen russ. Puncten entweder der ewige Frieden oder ein Generalarmistitium bewilliget werden möchte. Die pol. Commiss. dankten gar hönisch und liessen sich verlauten, wann Ihro Czar. Maytt. erstlich der Cron Polen und dem Großfürstenthum Litthauen alle occupierte Örter erstattet und einen rühmlichen ewigen Frieden ohne Nachtheil und Schaden der Republique bestätiget hätten, könten auch ihnen hernach die angebothene (180v) Zobeln von Ihro Czar. Maytt. zum Gedächtnüß als eines zum christlichen und billigen Frieden inclinirten hohen Potentaten zupaße kommen, obgleich ihre privat Unkosten und Schaden, so sie in diesem Kriege erlitten, bey diesen Zobeln gar weit nicht zu rechnen wären, maßen einer allein aus ihren Mittel, der H. Glebowitz, Zameytischer Starost, auff 4 Million und drüber Schaden erlitten hätte. Weilen aber auch dieses annoch nicht gelten wolte, declarirten die Russ., die Festung Wittepsk mit den zugehörigen Städten und Gebiethe in Hoffnung eines ewigen Friedens anitzo denen Polen abzutreten, damit ein Generalarmistitium bis der angesetzten künftigen Commission möchte bewilliget und eine solche Schrifft, wie von den Russ. auf der 7den Conferentz aufgeleget worden, unterschrieben

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