Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский
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Den 10. September war nach der vorhin auffgeschobenen Commission die 10de oder, insgemein gerechnet, die 20ste Zusammenkunfft. Weilen aber beyde Theile von ihren vorhin declarirten Conditionen nicht weichen wolten, ward die gestrigen Tages verabschiedete Scheidschrifft unterschrieben, mit den сommissarischen Pattschafften besiegelt und unter beyden Theilen gewechselt, und schieden also beyde Parten nach vielem Protestiren und Reprotestiren mit weinenden Augen voneinander, auch so, daß das Caput Legationis Knias Odojewskij, (181v) welcher zum Frieden sehr geneigt war, von grosser Melancholey in ein hitziges Fieber fiel, daß er gar schwach und bettlägerig war.
Den 12. September, nachdem der Oberstleutenant Basiley Tiapkin mit einer Squadron Reiter, die pol. Commissarien nach Skloff hin zu convoiiren, abgefertiget war, brachen auch die russ. Commissarien mit ihrer gantzen Assistentz von Krasna auff und arrivirten den 13. in Smolensk.
Den 15. September sind die russ. Commissarien ohne den Knias Odojewskij, der bettlägerig zu Smolensk nachbleiben muste, nach Moskow auffgebrochen.
Den 6. October ward ein czarischer Brieff auff Persuasion des Hoffraths Ardin-Naszokyn an den Obristenleutenant Basiley Tiapkin nach Smolensk geschikt und anbefohlen, daß er mit selbigem zu Ihro Königlichen Maytt. in Polen als Courier gehen solte. Dessen Inhalt war, wie bey vergangener Commission zu Durowitz Ihro Königlichen Maytt. Großcommissarien zu verstehen gegeben hätten, daß bey ihnen in Polen ein gewisser Reichstag in Warschau angesetzet wäre, ob demnach wegen Fortsetzung der angefangenen Friedenstractaten Ihro Czar. Maytt. große und gewollmächtige Gesandten auch allda zu erscheinen begehret werden möchten? Deßengleichen wegen der Mediation, ob Ihro Königliche Maytt. und die Republique in Polen die eingefallene Streitigkeiten durch einiger christlichen Potentaten (182r) Interposition abzulegen und mit Ihro Czar. Maj. in Beyseyn einiger Mediatoren zu tractiren resolviret wären.
Den 26. November hat sich in Moskow des Morgens, 5 Stunden vor der Sonnenauffgang, ein grosser Comet zwischen Süden und Westen sehen lassen und zwar erstlich im Zeichen der Fische. Der Schwantz, welcher menschlichem Ansehen nach über 4 Klaffter lang schien, ging vor her, dem die Sty[rs] folgte, gar bleich und dunkel von Farbe, gleich eines todten oder sonst hochbetrübten Menschens Angesichte, war gar abscheülich und traurig anzusehen und ließ sich gantzer 3 Wochen continue sehen, bis der trübe Himmel und die einfallende schwartze Wolken seinen Schein hinderten. Nach vollendeten Monath, da es etzliche Tage dunkel Wetter gewesen, nehmlich den 28. December, ließ sich abermahl ein Comet zwischen Osten und Süden im Zeichen der Jungfer sehen, ging alsobald nach der Sonnen Untergang auf und hielte einen gewöhnlichen Cours vor dem Siebengestirn her, war es lichter von Farben den der vorige, auch viel kleiner der Stern, ging vor her, dem der Schwantz ein wenig in die Höh erhoben folgte, ließ sich bis an den 18. Jan. sehen, bis ihm der volle wachsende Mond den Schein benahm. Ob nun wohl viel der Meinung waren, als ob es nur ein einiger Comet Stern gewesen, der so viel Zeichen des Himmels durchgelauffen etc.
(182v) Den 4. December. ist der nach Schweden gewesene Courier Wasiley Jabinin mit Ihro König[lichen] Maytt. Brieff zurük nach Moskow kommen, in welchem zu verstehen gegeben wird, daß, obzwar genüge den Cardischen Pacten keine russische Großgesandschafft in Stokholm anzunehmen sein werde, ehe und bevor alle Streitigkeiten und nach dem geschlossenen Frieden entstandene Differentzien von beyderseits Großcommissarien auff der Gräntze componiert und gäntzlich beygeleget wären. Dennoch so wolten Ihro Königliche Maytt. in Schweden, Fried und Einigkeit zu unterhalten, vor diesmahl Ihro Czar. Maytt. Großgesandten auf dero vielfältiges Begehren annehmen laßen, doch dergestalt, daß selbige noch bey itzigen Winterwege sich ungesäumt einstellen und die Zeit (wie bishero geschehen) nicht verschleppen möchten.
Den 18. December in der Nacht, da die Nachtmeße angehen solte, kompt der Patriarch von seinem Neu-Jerusalem unvermutlicher Weise nach Moskow in die Hauptkirche, hält ordentlicher Weise die Frühstunden, nimpt redlich seinen Patriarchen Stab, welchen er an seinem Gestühl, da er sein Ampt verlaßen und von Moskow gewichen war, hatte stehen lassen und wischet wieder daran zum Thor hinaus. Alß er von S[eine]r Zar. Maj. beschiket und gefraget ward, warumb er ohne (183r) Befehl nach Moskow und auff die Patriarchalstelle, die er doch muhtwilliger Weise selbst verlassen hätte, erschienen wäre, ließ er sagen, er hätte eine Offenbahrung gehabt, daß er solches thun, und an selbigen Ort erscheinen, und die anwesende russische Heiligen anbehten solte. Endlich aber, als ihm nachgeschikt und der Stab, den er entführet hatte, ihm abgenommen ward, ließ er sagen, was er gethan hätte, wäre alles auff Expressen Ihro Czar. Maytt. geschehen, nachdem mahl es an ihm von dem Bojaren Nikita Alexeewitz Susin ausdrüklich geschrieben wäre, welches Schreiben er auch Ihro Czar. Maytt. durch einen von seiner Geistlichkeit zuschiken und zeigen lassen wolte. Hierauff gieng ein Scrutinium an, und worden viel berichtiget, die heimliche Correspondence mit dem Patriarchen geflogen hätten, unter andern ward auch der Bojar Nikita Susin eingezogen und wegen des Brieffes, den er an den Partriarchen geschrieben hätte, examiniret, gab sich in dem vor Gott und Ihro Czar. Maytt. schuldig und bezeigte, daß er damit seine Schuldigkeit, mit der er dem Patriarchen vieler Wolthaten obligiret gewesen, ablegen und dergestalt ihn bey Ihro Czar. Maytt. wieder in Gnaden zu bringen, befliessen gewesen. Weilen es aber übel gelungen, bitte er umb Gnade und (183v) erwahrte sein Urtheil, ward demnach endlich zum Tode verurtheilt, hernach aber von beyden czar. Printzen erbethen und ins ewige Exilium nach Kasan verschiket und alle seine Gütter confisciret zu werden declariret, welches auch erfolgte. Dieses Bojaren Gemahlin, eine Person über 30 Jahr, nachdem ihr berichtet worden, daß ihr Ehgemahl nach der Tortur gebracht, ist, druber bestürzt, in Omacht gefallen, drey Tage gantz sprachloß gelegen und hat also für Kummer den Geist auffgegeben.
Suplementum des 1664 Jahres
Nachdem Ihro Königliche Maytt. in Polen, wie gedacht, mit bey sich habenden Armeen über den Dnieper zu den russischen Gräntzen sich naheten, musten auch die russische Armeen von allen Plätzen ihren March nach der Grentz hin richten, umb dem Feind ins Land zu fallen zu verhindern, aber ehe sie die Grentze erreichen konten, streifften die polnischen und tarterschen Parteyen überall in die Gebiether bey Putivl, Sewsk, Bransk, ja bis auff diese Seite Karatzoff, 40 Meilen von der Hauptstadt Moskow. Weilen demnach nicht länger zu cunctiren stunden, eileten die Armeen bestmächtigst dem arrivirenden Feind entgegen, und als der Generalissimus, Bojar und Stadthalter zu Neugarden Knias Jacob Kudeniatowitz Tzerkäskij zu Kaluga angelanget, commandirte (184r) er alsobald den Bojaren und Stadthalter zu Tver Knias Ivan Siemonewitz Prosorowskij mit etzliche 1.000 Mann nach Karatzoff, selbst auf den Fuß mit der gantzen Armee folgend. Und weilen eben dazumahl auch von der pol. Seite etzliche 1.000 Mann cron- und littauscher Völker unter dem Generallieutenant Polubinskij dem Feinde entgegen commandirt waren, geriethen beyde Theile unter Karatzoff in eine starke Recontre, also daß es
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