Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский
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Nach diesem begaben sie sich nach der Conferentz Stuben und setzten sich mit den Conferentzherren zu Tische. Aber Ihre Praetension war, daß mit der Cron Polen möge ein Armistitium geschlossen und das eingerissene Mißverständnüsse bey Seite gesetzet und abgeschaffet werden.
Den 30. December ist der polnische Abgesandte Paul Rola, welcher von den Ständen in Littauen abgesandt worden, Ihro Czar. Maytt. dero Submission und Unterthänigkeit zu offeriren, die auch mit grossem Content angenommen und ihnen ein Schutzbrieff ertheilet ward, daß all die unter Ihro Czar. Maytt. Schutz sich begeben würden, mit alle den ihrigen verbleiben und sicher von Moskovitischen Überfall seyn solten.
(14r) Suplement des 1655 Jahres
Die Polen sammelten noch im vergangenen Herbst viel Völker von allerhand Nation zusammen, mit denen der General des Großfürstenthumbs Littauen Radziwil, und der Feldmarechal Gonsewskij unter Mohilow rükten und selbige Festung, dero Bürger und Einwohner, die Zeit her von der kosakischen Rebellion an nimmermehr der Cron Polen treü und hold gewesen, sondern alle weg mit dero Feinden unter das Hüttlein gespielet und sich endlich gar ohne einige Ursach und Zwang an die Moskoviter ergeben hatten, stark bloquierten, musten aber, nachdem sie etzliche Stürme verfehlet hatten und der gutten und vorsichtigen Praeparation, die in der Festung angestellet war, nicht gewachsen waren, auch einen starken Succurs aus Moskow vernehmend, unverrichter Sachen abmarchiren, ob sie gleich viele Leüte in Stürmen, meistentheils aber von der bittern Kälte, verlohren hatten.
Im Vorjahr gingen Ihro Czar. Maytt. mit der gantzen Assistentz und einer mächtigen Armee von Moskow nach Smolensk, von dannen ihren March auff Sklow nacher Littauen richtend, auff Borisow, welches die Polen wüste verlaßen und den Pass unbesetzt dem arrivirenden Feinde zum Überzuge cediret hatten. Von dannen, nachdem der Platz wohl besetzet war, rükten sie nach (14v) Minsk, welches auch nach gar wenigen Scharmutzel mit dem Okolnitzey und Generalzeugmeister Bogdan Mattwiewitz Chytrawo, der den Vortrop commandierte, von den Polen verlaßen und dem Feinde quitieret ward. Nachdem auch dieser Ort besetzet, richteten Ihro Czar. Maytt. dero March ferner auff Smorgon. Von dannen marchierten sie gerade in voller Batalie mit allen ihren Armee auff die Hauptstadt in Litthauen Wilde zu. Der General Radziwill und Gonsewskij, vernehmend, daß der Feind mit einer so tapfferen Resolution arrivierte, verliessen erstlich ihr Lager Niemiez, 2 Meilen von der Wilde, und retirten sich mit den Armeen in die Stadt hinein, welche sie endlich auch nach gar wenig propter Courage dem stark anmarchirenden Feinde zum Raube ließen. Der cosakische Oberste Ivan Zlotorenkow mit seinen Cosaken wolten nicht wahrten nach den moskowitischen Armeen, die, dem Feinde annoch nicht trauend, etwas vorsichtiger einzumarchiren sich praeparirten, thaten also die Cosaken mit ihrem losen Gesinde den ersten Einfall in dieser weit berühmten Hauptstadt, welche sie gantz wüst von Leüthen, aber voll von allerhand Fülle funden. Diesen folgten etzliche Moskovitische (15r) Regimenter, Ihro Czar. Maytt. aber setzten sich mit dem Hauptlager auff die Berge vor der Stadt. Die übrigen Polen, so von gemeinem Volk waren und in der Stadt ertappet wurden, lieffen unordentlicher Weise über die Brüke, die auff das Waßer Willia gebauet war, und wurden liederlich von dem Feinde niedergemetzet. Es hatte zwar der General Radzivill, so alvor weggewichen war, etzliche Fähnlein neben Gestüke über der Brüke auff den Berge gepflantzet, umb den Paß zu defendiren und die übrigen von pol. Leüten hinüber zu helffen, aber dieser wenige Wiederstand möchte wegen der grossen Menge wenig ausrichten, weilen die gantze lithausche Armee schon gewichen war, ehe sie den Feind ansichtig worden, verließen demnach auch diese wenige endlich den Pass und salvierten ihr Leben aufs beste sie möchten, ward also die vornehme und weitberühmte Stadt gantz spoliiret und ausgeplündert, auch alles, was von lebendigen Seelen betroffen, niedergehauen oder gefänglich zur ewigen Sclavschafft weggeführet. Die köstliche Gebäude in der Stadt wurden endlich in den Brand gesteket und gantz verdorben, nur das königliche Schloß mit moskowitischer Besatzung be(15v)setzet, und, nachdem Ihro Czar. Maytt. ein wenig nach dem langwierigen March ausgeruhet hatten, richteten sie sich wieder in der Hauptarmee zum Aufbruch und marchierten selbige Straße, daher sie kommen waren, zurük nach Weißreüssen, Generals und Gouverneurs in Litthauen, die übrige unter dero Gewalt zu bringen und auff die occupirete Oerter und überbliebene polnische Leüthe ein wachsames Auge zu haben, mit wohlgerichteten Armeen von commandierten Völkern verlaßend. Also ward das gantze Großfürstenthum Litthauen von den Moskowitern und Kosaken verwüstet und verheeret, viele tausend Menschen unschuldiger Weise niedergemetzet und die übrigen zur ewigen Sclavschafft weggeführet, Kowenskij, Lida, Grodno, Nowogrodek und alle Schlößer und Festungen von den Moskowitern eingenommen und besetzet, auff Bresz, Lachowitz, Slutzk und Nieswies, die sich annoch verschlossen und dem Feinde nicht übergaben, desgleich auch Buchow auff den Dnieper gelegen. Der General Radziwil aber, nachdem er die Hauptstadt Wilde und das gantze Großfürstenthumb Litthauen dem Feinde verlaßend, (16r) marchierte mit seinen bey sich habenden Völkern nach Szameyten und übergab sich erstlich unter schwedischen Schutz auf gewiße Conditiones, die er mit Graff Magnus de la Gardie und Herren Bent Skütt aufgerichtet hatte. Auch den Feldmarechal Gonsewskij bracht er in schwedische Hände, welches die Armee merkend, ein jeder, der eine sichere Straß zu suchen und ihr Leben zu salviren aus waren, theils ergaben sich unter schwedischer Herrschafft, theils lieffen zum Moskoviter. Die wenigsten aber suchten die Obrigkeit des Landes, welche nirgend anzutreffen war, blieben also neutral, bis der Generalschafft des Großfürstenthumbs Litthauen dem Palatino von der Wilde, Herren Paul Sapieha, übergeben ward.
Der König in Schweden Carolus Gustavus rükte mit einer wohlmundierten Armée in Preüßen und, nachdem er den Churfürsten von Brandenburg unter sich gebracht hatte, ergaben sich auch an ihm der Cron Polen Völker, welche Quartianer genennet werden, streifften ihr Vaterland Polen und auch Preüßen aufs ärgste sie möchten, und machten den Schweden freye Bahn und gutte Quartier drinnen. Die festen Städte in Polen auch in Preüssen (16v) ergaben sich ohne allen Wiederstand an den Feind als nehmlich Elbing, Thoren, Grosen Posen, Warschau, Krakau. Auch alle Senatores und Reichsräthe der Cron Polen suchten Schutz bey Ihro Königlichen Maytt. in Schweden, welcher sie zwar gerne annahm, ihnen dennoch gar wenig oder gar nicht trauete, ward also Ihro Königliche Maytt. in Polen Johannes Casimirus von allen seinigen verlaßen und muste sich wegen Unsicherheit im Reiche, da ihm Feinde und Freunde nachstelleten, über die Grentze nach Schlesien in sein Fürstenthumb Oppeln mit einer gar geringen Assistentz nur von wenigen Hoffgesinde retiriren, gantz Polen, Preüssen und Szameyten dem Schweden, Litthauen und Weißreüssen dem Moskoviter, Kleinreüssen, Volhynien, Podolien und die gantze Ukrain seinen rebellischen Unterthanen, den Kosaken, überlaßend. Ihro Czar. Maytt in Moskow hatten auch ihrem Auffbruch aus Litthauen ihren Bojaren und General Knias Siemion Andrewitz Awrusow mit der Neügarischen und Plescowischen Armee, die bey 30.000 Mann stark war, das übrige zu occupiren und auf Ihro Czar. Maytt. gehorsam zu bringen laßen, welcher, nachdem er viele Plätze (17r) erobert hatte, endlich unter Bresz Littauisch arrivirete und einigen Wiederstand von den Litthauern, die sich zu Sapieha, der an des Fürsten Radziwils Stelle zum General worden war, geschlagen hatten, vermerkte und sich nach wenigen Scharmützel zu weichen voranließe. Der General Sapieha verfolgte ihn mit seinen bey sich habenden Völkern und ward endlich von ihm, als der numehro zu stehen und durch der Polen Courage desperat zu fechten gezwungen war, unter Wierchowitz aus dem Felde geschlagen, also daß viele wohlberittene tapffere Polen durch die überflüssige Courage die Wahlstatt mit ihrem Blute zieren müßen. Der moskowitische General Awrusow aber marchirte nach dieser Victorie, der polnischen wiederlichen Fortun nicht trauend, zurük nach seiner Gräntzen, nachdem er alle occupierte Plätze in Litthauen mit guten Gouverneurs und starker moskowitischer Besatzung versehen und eine gute und sichere Auffsicht hinter sich verlaßen hatte.
Der schwedische Generallieutenant Graff Magnus de la Gardie und der Kriegscommissarius H. Bent Sküt, als sie das gantze Fürstenthum
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