Дневник переводчика Посольского приказа Кристофа Боуша (1654-1664). Перевод, комментарии, немецкий оригинал - Олег Владимирович Русаковский
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Den 11. Januarius. Nachdem die Peste gäntzlich aufgehöret hatte, kahm der Patriarch von Wiasma nach Moskow.
Den 14. Janua[r] arrivireten auch Ihr Czaar. Maytt. mit der gantzen Hoffhaltung in die Hauptstadt Moskow und wurden von dem Patriarchen neben der gantzen Klerisey und der Gemeinde empfangen und mit einem grossen Glokengeleüte eingebracht.
Den 2. Martii ist der Podkomorzi Pomorski H. Bakowski zu Moscow alß Abgesandter von dem Könige aus Polen angelanget. Ihr[e] Königliche Maytt. excusiren sich bey dieser Gesandschafft, daß der bestimte Reichstag wegen der unerhörten Peste, so in ihrem Reiche grassiret hette, auch vieler unnachlaßig feindliche Inpresse wegen in Jan. oder Februari fortzusetzen unmüglich were, zudehm so währen auch noch unlängst die H. Commissarien von der Willenschen Comission zu Ihr Maytt. nach Dantzig angelanget und hätten diese ihrer Verrichtung Relation gethan, ein Reichstag aber könte in so kurtzer Frist nicht zusammengeruffen werden, demnach biß zum Vorjahr zu patientiren ersuchen thätte.
Den 22. Marcii bekähm der Abgesandter Bakowski seinen Abschiedt mit einer solchen Declaration von Ihr Czaar. Maytt., daß von heute an noch 6 Wochen auf den Courier, welcher der Abrede nach, so auf der Willenschen Commission genommen, den angesetzten Reichstag ankündigen würde, solte gewartet werden. Im Fall nicht, so wolten Ihr Czaar. Maytt, daß Willnische von pohl. Seite violirette Armistitium auch nicht länger continuiren laßen, sondern Ihres Despectes wegen zu andern Mittel schreitten. Aber den unsrigen wahr in Wahrheit schon der Muth, nach dem Reichstag zu ziehen, ziemlich entfallen, weiln der unter Wilde geschlossene Contract albereit durch den Kosaken, welche dem Siebenbürger Fürsten Rakotzi den Obersten Zdanowitz wieder (47v) die Chron Pohl. zum Securs geschickt hetten, auch occupierten die Vestung alt Bychow, die sich den Kosaken, nachdem sie wieder dem Contract lange Zeit von dem moscowitischen General Chowanski belagert und geängstiget worden, übergeben muste, von unserer Seiten schon gebrochen war. Demnach ward gefürchtet, daß nicht solches möchte auf den Reichstag von pol. Seite an den unsrigen vindiciret und gerächnet und sie also, weiln auch alle occupirte Örter der Chron Pohlen nebenst der Wahl zu restituiren, nicht vor rathsam gehalten und denen auf den Reichstag gehörenden Großgesandten nur biß an den Dnipr abzutreten anbefohlen ward, im Arrest behalten werden möchten.
Den 22. Aprilis ist auf jener Seiten des Waßers Moscow ein mächtiger Brand gewesen, welcher 2 Tage nacheinander gewehret und a[l]so über 3.000 Häuser weggebrand.
Den 26. Aprilis ist der pohl. Abgesandter Szumowski zu Moscow kommen.
Den 1. May ist abermahl ein mächtiger Brand auf jener Seite der Gause in Moscow gewesen.
Den 7. May hätte der pohl. Abgesandter Szumowski Audientz, wird auch selbigen Tag mit den deputirten Bojaren und Rähten zur Conferentz gefordert. Aber er exprobrirete den unsrigen die Violentz des Wilnischen Schlußes, nemlich, daß selbigem zuwieder der General Chowanski lange Zeit hernach die Festung Bychow bloquiret gehalten, welche durch seine unnachläßige Belangerung gantz ausgemattet, entlich der Kosaken Schutz zu begehren gezwungen worden, daß auch den Kosaken nicht sich ihres Muthwillens zu gebrauchen und feindliche Incurse wieder die Chron Pohlen zu üben, weiln sie, mit dem Rakotzi conjugieret, offendlich daß pohl. Reich mit zu überziehen und zu bekriegen geholffen, worüber auch Ihr Königliche Maytt. in Pohlen, dero Reich, Land und Leuthe anitzo mit vielen mächtigen Feinden behafftet währen, keinesweges den Ständen einen (48r) Reichstag ansetzen könten, denn ein jeglicher, sein Vaterland defendirend, anitzo in voller Arbeit gegen ihren Feinden begriffen wären.
Den 21. May hat Szumowski, der pohl. Abgesandter, seinen Abschiedt bekommen. Durch ihn ward Ihr Königlichen Maytt. aufgetragen und defendiret, daß zu Fortsetzung der vorigen Willenschen Commission aber eine Comission in der Wilde angestellet werden möchte, unterdessen konten die Stände in Pohl. sich in die Zeit besprechen und eine richtige Instruction ihren H. Commissarien ertheilen, auf welche Conditionen diese angefangene löbliche Sache abzuhandeln und vollenkomlich geschloßen werden solte.
Den 27. Juli ist der gottlose zaporowsche General Bogdan Chmielnicki, wie gesaget wird, eines schmahlichen Todes gestorben.
Den 23. Augusti ist der kosaksche Oberster Paul Tetera, welcher von dem General Wyhowski, umb seine berechtigte Sache bey Ihr Czaar. Maytt. zu rechtfertigen und guttzumachen, abgefertiget gewesen, mit gutter Verrichtung expediret, würkete so viel aus, daß dem Bojaren Kniasz Alexej Hikititz Trubecki der angefachte Marsch nach der Ukrain aufgekündiget, und an deßen Stelle der Okolnitzey Bogdan Mechajewitz Chytraha dahin zu senden, und dem Voyrowski vollenkomlich die Commande in Ihr Czaar. Maytt. über den Cosaken zu übergeben angekündiget und versprochen ward.
Den 12. Octobris ist auf der Moscow ein Freudenfest celebriret worden, weiln der schwedische Gener[al] Graff Magnus Gabriel de la Guardie auf der lieffl[ändischen] Gräntze unter Ogdow von dem General Kniasz Iwan Andrewitz Chowanski erleget und totaliter außen Felde geschlagen sein soll.
Den 25. Octobr[is], nachdem uns die Lust vergangen, mit der Chron Schweden in fernerer Uneinigkeit zu continuiren, ward denen auf der Moscow im Arrest sitzenden schwedischen (48v) Ambassadeurs ein Hoffjunker, Conrad von Berner, an Ihre Königliche Maytt. abzufertigen und weitläuffig Ihr Czaar. Maytt. Inclination, mit der Chron Schweden einen Frieden einzugehen, wissen zu lassen bewilliget.
Den 12. Decemb[e]r haben meritinische, jurgenische und grasienische Abgesandten bey Ihr Czar. Maytt. Audienz gehabt. Dieses sind drey untersch[iedliche] Nationen, welche Christen sein und den grichischen Glauben halten, haben auch ihre eigenen Könige, welche des Königes so von Persien Vasal und Unterthanen sind, aber Ihr Czaar. Maytt. hält über ihnen die Hand, weilen sie eines Glaubens sind.
Suplement des 1657 Jahres
In diesem Jahr war eß in Moscow gantz stille und ward wenig Feindseligkeit wieder Pohlen noch Schweden tentiret, ohne waß die Neuguardische Armeé, erstlich unter Commando des Gen. und Woyewoden Mathwey Wasiliewitz Szeremetow, der auch selbst in einer Occasion mit den Schwed. geblieben, hernach unter dem Gener. Chowanski und die Troppen, welche Naszokin commandirete, defensive tentiren müsten.
In dem Königreich Pohlen regierete die Pest an unterschiedlichen Örtern gantz grausam, nemlich in Warszow, in der Wilde, in gantzen Zamayten und Churland, daß auch viel 1.000 Menschen selig verstarben. Der Hunger aber, welcher in Littauen grassirete, that viel einen größern Abbruch, insonderheit an denen Örter, so von den Moscowitter occupiret und gantz verwüstet wahren, alß in den Provintzen Minsk, Novogrodek, Bresz, Borisow und in denen auf die Beresine gelegenen Örter, welche auch so schreklich wahr, daß das arme Landvolk die Katzen und Meuse (welches Ungezieffers sehr viel in den verwüsteten und abgebrandten Städten und Dörffern sich befinden that) fraßen und sich des Hungers erwehren (49r) müsten, die aber so gar ohnmachtig und verhungert waren, wurden selbst von dem Ungezieffer, welches auch sehr hungrig, daß auch die Leuthe, so lang sie bey Kräfften waren, sich kaum sein erwehren könten, biß auf die bloße Knochen nach verzehret. Entlich, alß die hungrigen Menschen dem Ungezieffer zu mechtig worden und selbiges gantz aufgefressen und vertilget hatten, grief einer den andern selbst unter sich, von Hungersnoth gezwungen, in die Haar, der stärkste stoß den schwächsten. Es ist mir, als ich nach der Zeit in kurtzen der Örter gereyset, von den verbliebenen Leuthen berichtet worden, daß die Eltern ihre Kinder geschlachtet und gegessen haben. Ein Weibesbild bekandte frey, daß sie ihren todten Mann mit 2en ihren Kindern biß auf die Helfte verzehret hätte. Eine andere, daß sie nebenst ihrem Mann und eltesten Sohn, die doch endlich von Hunger gestorben wären, zwey ihrer kleynesten Kinder geschlachtet und sich gesätiget, hernacher aber kaum selbst von dem Mann und eltesten Sohn entlauffen wäre. Diese mächtige Hungersnoth wahr Ursach, daß die armmen Leuthe, so sich in den Wäldern und Morästen bißhero vor den Feind verkrochen hetten, hauffenweiß nach den Moscowitischen Grentzen zu lieffen und sich zu ewigen Scklaven anerbothen. Viel Moscowitter hatten mit ihnen ihre Handlung, reyseten hinauf die Grentze und brachten etzliche tausend hinein und verkaufften sie nach ihrem Belieben, durch welcher Hantlung sie viel Geldt gewonnen, theils nahmen dieser armen Leuthe so viel auf, daß sie endlich von ihnen inficiret wurden und wegstarben, weswegen dann alle Päße wohl besetzet und keiner mehr über die Grentze ins Reich hinein
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